Prosument

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Die Bezeichnung Prosument (engl. Prosumer) ist eine Wortschöpfung aus den Lexemen 'Konsument' und 'Produzent'. Als Prosument werden Nutzer, inbesondere des Web 2.0 bezeichnet, die nicht nur Inhalte konsumieren, sondern auch als Produzenten Inhalte selbst verfassen und anderen Nutzern zur Verfügung stellen.

Jörg Marshall charakterisiert den Prosumenten als "unbezahlten Produzent von für den Eigenverbrauch gedachten Gütern und Dienstleistungen. Er unterscheidet sich einerseits vom Produzenten dadurch, daß (sic!) er nicht für den Markt produziert, vom Konsumenten andererseits dadurch, daß (sic!) er etwas produziert, daß (sic!) er arbeitet. Immer dort, wo Güter und Dienstleistungen produziert werden, die nicht für den Austausch auf Märkten bestimmt sind, befindet man sich im 'Prosumtionssektor', findet man Prosumenten vor." (Marschall 2009, S. 151)

Herkunft

Der Begriff Prosument geht zurück auf den US-amerikanischen Futurologen Alvin Toffler, der damit in seinem Buch „The Third Wave“ von 1980 zugleich einen Konsumenten und Produzenten bezeichnet, der Waren eigenständig herstellt und im Tausch zur Konsum erwirbt (vgl. Toffler 1980).

Der Prosument im Web 2.0

Das Machtgefüge unserer gegenwärtigen Gesellschaft ist (mit-) geprägt von sozialen Medien. Das wird bereits mit einem ersten Blick in die alltägliche Nutzungspraxis von konkreten Anwendungen sozialer Medien deutlich: in den verschiedenen Anwendungen sozialer Medien werden die Nutzer dazu aufgefordert, etwas zu tun. Beispielsweise ermuntert Flickr seine Prosumenten dazu, Fotos hochzuladen, Twitter fragt seine User ‚Was gibt’s Neues?‘ und Facebook ‚Was machst du gerade?‘ – und das teilweise mehrmals täglich. Die Prosumenten können – und sollen – in diesen Anwendungen dazu aktiviert werden, z.B. ihre Aufenthaltsorte in Google Maps zu markieren, ihre Freizeitaktivitäten für Instagram zu fotografieren, ‚Wissen‘ in Wikipedia zu teilen und Beiträge anderer Nutzer (bspw. Fotos oder Posts) zu kommentieren. Solche Appelle, in diesen Netzwerken von Nutzern aktiv zu werden, sind zahlreich und vielfältig und eine Vielzahl von Usern folgt diesen Aufforderungen. So werden einstige Konsumenten zu Prosumenten in sozialen Medien, denn die einstigen Nutzer werden in sozialen Medien meist automatisch zu Produzenten, die für andere Nutzer bestimmte Informationen bzw. ‚Wissen‘ (unentgeltlich) zur Verfügung stellen: "The technical conditions of communication and information processing are enabling the emergence of new social and economic practices of information and knowledge production." (Benkler 2006, S.33).

Die Macht der Prosumenten

Die (neuen) Möglichkeiten des User Generated Content, die von Anwendungen sozialer Medien ausgehen, bergen das Potential, die Gewaltenteilung und evtl. auch die Machtgefüge unserer gegenwärtigen Gesellschaft, die traditionell aus der ersten, zweiten und dritten Gewalt (Legislative, Exekutive und Judikative) bestehen und seit einigen Jahrzehnten durch eine ‚vierte Gewalt‘ (‚Publikative‘) ergänzt wurden, zu verändern. Es wird bereits – glaubt man Bernhard Pörksen – von einer ‚fünften Gewalt‘ gesprochen, die im digitalen Zeitalter aus ‚vernetzen Vielen‘ besteht (vgl. Huber 2015).

Literatur

  • Benkler, Yochai (2006): The Wealth of Networks: How Social Production Transforms Markets and Freedom. New Haven: Yale University Press.
  • Huber, Joachim (2015): Gespräch über die fünfte Gewalt. Nicht nur bei Pegida: Jeder findet eine Plattform für exklusiven Irrsinn. Der Tagesspiegel online vom 14.01.2015. [1]
  • Marschall, Jörg (2009): So ein Auto ist eigentlich ‘ne lebende Baustelle. Markengemeinschaftenals Prosumentenkollektive. In: Blättel-Mink, Birgit; Hellmann, Kai-Uwe (Hrsg.): Prosumer Revisited. Zur Aktualität einer Debatte. Wiesbaden: VS, S. 149-168.
  • Toffler, Alvin (1980): The Third Wave. New York: Bantam.

Weiterführende Informationen

  • Bruns, Axel: Vom Prosumenten zum Produtzer: [2]
  • Englert, Carina Jasmin (2016): Prosumer-Governance. Eine Chance für die Polizei zur Aktivierung des Bürgers in sozialen Medien. GIWK-Tagungsband 2014 (im Erscheinen)
  • Gabler Wirtschaftslexikon: Prosument [3]