Wissensnetzwerke

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Funktion und Ziel

Ein Wissensnetzwerk ist eine Art soziales System, welches sich durch Interaktion bildet und Wissensträger miteinander verbindet, die bspw. ähnliche Interessen haben. Innerhalb eines Wissensnetzwerkes bietet sich die Möglichkeit, intensiven Erfahrungs- und Wissensaustausch zu betreiben. Dieser Austausch basiert zumeist auf bestimmten und gemeinsamen Interessen sowie auf der gemeinsamen Lösungsfindung bzw. Lösungsweitergabe bei Problemen. Hierbei handelt es sich in der Regel um einen freiwilligen Zusammenschluss von z. B. Mitarbeitern diverser Forschungsabteilungen, Nutzern bestimmter IT-Werkzeuge für den Arbeitsalltag etc. Damit soll erreicht werden, dass der Wissensstand einzelner Personen innerhalb eines Netzwerkes ständig erweitert, wie auch umgebaut und dieser anderen mit ähnlicher Arbeitsumgebung wiederum zugänglich gemacht wird. Durch den Tauschprozess des Wissens zwischen den Teilnehmern kann ein Ausscheiden eines Einzelnen leichter bewältigt werden, da es sich über viele Verbindungen im Netzwerk ausbreitet, dort sammelt und schließlich ausreichend vorhanden ist.


Aufbau

Aufgrund der Anwender und ihrer meist technischen Fragestellungen, besteht zwar ein starker Bezug zu diesen, jedoch sollte man die Wissensnetzwerke nicht ausschließlich mit dieser Auffassung eingrenzen. Nichtsdestotrotz werden die Machtverhältnisse sowohl in solchen Wissensnetzwerken als auch bspw. in sozialen Netzwerken durch die Nähe der einzelnen Teilnehmer zueinander sowie deren Zentralität bemessen. Neue Ideen und Veränderungen entstehen während eines kollektiven Austausches der Gedanken und die ständige Wissensübermittlung ist ein wichtiger Bestandteil für eine funktionierende Organisation. Denn bevor ein Mitarbeiter bspw. Datenbanken oder Dokumente nach der Antwort auf seine Frage durchforstet, wendet er sich meist zunächst an seine Kollegen. Das Wissen beginnt so zwischen allen Beteiligten zu fließen und neben den formalen Hierarchien entstehen nun auch informelle Netzwerke. Allerdings können z. B. Manager und Entscheidungsträger nicht auf diese informellen Netzwerke zugreifen und in ihre Optionen und Beschlüsse miteinfließen lassen, da diese isoliert bzw. versteckt sind. Jedoch können sie eine sogenannte soziale Netzwerkanalyse verwenden, welche die informellen Strukturen und Ressourcen widerspiegeln kann. „Diese Methode hilft Entscheidern und Managern, die passenden Maßnahmen zu initiieren und deren Wirkung sowohl visuell zu dokumentieren als auch anhand von Kenngrößen zu bewerten.“1

In den letzten Jahren konnte sich der Begriff „Netzwerk“ ständig neu etablieren und steigern, regelrecht zu einer Netzwerkgesellschaft werden. So gehört dazu auch das Vernetzen der Menschen bei Konferenzen und Meetings. Eine gewisse Transparenz für die eigenen Netzwerke schaffen hierfür z. B. Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram oder Xing. „Wissen ist dabei nicht nur in den einzelnen Menschen zu verorten, sondern vor allem ein soziales Phänomen […].“2 Diese sozialen, wie auch die Wissensnetzwerke, repräsentieren dabei die evidente Anordnung und Struktur darüber, wie Teilnehmer innerhalb einer Organisation miteinander arbeiten, wie sich hierdurch Wissen entwickelt und wohin es sich in der Organisation bzw. im Unternehmen verteilt. Ebenso zeichnet sich immer deutlicher ab, „dass wissensintensives Arbeiten auf Basis informeller Beziehungen und Netzwerke im Vergleich zu standardisierten Arbeitsprozessen und formalen Berichtswegen zusehends an Bedeutung gewinnt“3, wenn es um mehr Effizienz und die Steigerung der Flexibilität geht. Dabei ist auch das (organisatorische) Wissensmanagement von höchster Relevanz, da es den Rahmen bildet, mit welchem die Wahrscheinlichkeit erhöht werden soll, das Wissen identifizieren, erwerben, repräsentieren, kommunizieren und entwickeln zu können4, um die entsprechenden Absichten erfolgreich umzusetzen. Weiterhin werden die ständige Aktualisierung sowie die fortschreitende Erhöhung des Wissens mit all seiner Vielfalt und zugleich Unterschiedlichkeit bewahrt.


Eigenschaften

Den Wissensnetzwerken ordnet man grundlegend drei Eigenschaften zu, durch welche sie sich gut beschreiben lassen:

  1. Allgemeine Merkmale: Hierrunter fallen Punkte wie der Zugang zu einem Netzwerk, „die Größe des Netzwerkes, seine räumliche Ausdehnung sowie die Dynamik der Veränderung“5.
  2. Strukturelle Merkmale: Die strukturgebenden Eigenschaften eines Wissensnetzwerkes benennen die Anzahl der Verbindungen, die innerhalb eines solchen Netzwerkes zwischen den einzelnen Akteuren bestehen. Dadurch können Vergleiche zwischen den Netzwerken getätigt werden, da von diesem Standpunkt aus eine Ansicht der Dichte dieser Netzwerke möglich ist.
  3. Beziehungsorientierte Merkmale: Diese Merkmale bemessen die Stärke der Verbindungen und unterscheiden dabei zwischen dem „Zeitaufwand für die Kommunikation, [der] emotionale[n] Bindung, [der] Intimität des übermittelten Wissens sowie [dem] Verhältnis [der] gegenseitige[n] Informationsmenge“6.


Chancen und Probleme

Durch den Informations- und Wissenserwerb innerhalb dieser Netzwerke kann erreicht werden, dass unternehmensrelevante wie auch -interne erarbeitete Lösungsstrategien systematisch umgesetzt werden. Dabei ist es wichtig, nicht das Produkt eines Projektes zu betrachten, sondern vielmehr die Mitgliedschaft eines Einzelnen innerhalb des Netzwerkes.

Im Gegensatz dazu stehen die Probleme, welche die Wissensnetzwerke mit sich bringen: Eine der größten Schwierigkeiten äußert sich z. B. in der Messbarkeit von Wissen. Zwar liegen derzeit einige Verfahren vor, welche versuchen, den Wert von Wissen zu bestimmen und zu interpretieren bzw. zu beurteilen, allerdings existiert hierzu keine objektive Methode der Quantifizierung. Weiterhin besteht eine wesentliche „Unbekanntheit funktionaler Zusammenhänge im Bereich der moderierenden Variablen. So sind zum Beispiel die Wirkung von Vertrauen auf die Gewinnung von Wissen und die das Vertrauen beeinflussenden Faktoren lediglich in ihrer Wirkungsrichtung, nicht jedoch der Funktionsverlauf bekannt.“7 Zugleich ist die positive Dynamik als problematisch anzusehen, denn diese ist in den Wissensnetzwerken von intuitiven Beiträgen abhängig. „Für die Analyse von Wissensaustauschprozessen besteht eine Schwäche des Ansatzes des Netzwerkkonzeptes darin, dass die zeitliche Dynamik von Netzwerken mit der Entwicklung sozialer Bindungen nur statisch abgebildet werden kann.“8


Unterschiede zwischen Wissensnetzwerken, Interessengruppen und Kommunikationsforen

Ein Wissensnetzwerk, als Methode betrachtet, ist sowohl einer Interessengruppe als auch einem Kommunikationsforum sehr ähnlich.

In einer Interessengruppe werden vorranging, wie es der Name bereits vermuten lässt, Interessen bzw. Informationen ausgetauscht. Hierbei handelt es sich zumeist um spezifische Interessen organisierter Gruppen. Ein Kommunikationsforum beinhaltet nur einen Informationsaustausch zwischen paritätischen Mitwirkenden. In Abgrenzung dazu werden in Wissensnetzwerken (z. B. Quora) Erfahrungswerte und Informationen von ExpertInnen an andere Teilnehmer des gleichen Fachgebietes weitergegeben. Ebenso wird hier konkret an Problemlösungen gearbeitet. Wissensnetzwerke entstehen zumeist im Rahmen eines Projektes und werden mit dessen Abschluss üblicherweise aufgelöst.


Formen von Wissensnetzwerken

Wie jedes Netzwerk hat auch ein Wissensnetzwerk unterschiedliche Formen bzw. Strukturen. Hier unterscheidet man zwischen informellen und kooperativen Netzwerken. Eine eindeutige Zuordnung zu einer dieser Typen kann in der Praxis allerdings kaum erfolgen.

Ein informelles Netzwerk beinhaltet die Mitgliedschaft einzelner Mitarbeiter innerhalb eines Wissensnetzwerkes. Diese Mitglieder sind allerdings nicht vollständig vernetzt, sondern nur projektbezogen miteinander verbunden, da sich hier nur einzelne ExpertInnen zum Austausch zusammenschließen.9

Kooperative Netzwerke hingegen definieren den Wissenstransfer zwischen Unternehmenseinheiten. Diese strategischen Netzwerke müssen sämtlichen Kooperationspartnern alle Informationen zu den Herstellungsmethoden und ggf. geschäftlichen Beziehungen zu Dritten offenlegen, damit ein effizientes Ergebnis erzielt werden kann. So entstehen dichte Netzwerke zum Wissensaustausch.


Quellenangaben

1 Pircher, R. (Hrsg.) (2014): Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke. Konzepte, Methoden, Erfahrung. Publicis Publishing, Erlangen. S. 214.

2 Pircher, R. (Hrsg.) (2014): Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke. Konzepte, Methoden, Erfahrung. Publicis Publishing, Erlangen. S. 213.

3 Pircher, R. (Hrsg.) (2014): Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke. Konzepte, Methoden, Erfahrung. Publicis Publishing, Erlangen. S. 218.

4 Vgl. Debus, K. (2003): Seminararbeit. Wissensnetzwerke und virtuelle Communities. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. S. 29

5-6 Debus, K. (2003): Seminararbeit. Wissensnetzwerke und virtuelle Communities. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. S. 6

7 Debus, K. (2003): Seminararbeit. Wissensnetzwerke und virtuelle Communities. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. S. 15

8 Debus, K. (2003): Seminararbeit. Wissensnetzwerke und virtuelle Communities. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. S. 16

9 Vgl. Debus, K. (2003): Seminararbeit. Wissensnetzwerke und virtuelle Communities. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. S. 10


Internetquellen