Twitter im Gesundheitswesen
Die rasante Entwicklung im Bereich Social media macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Allerdings wird im Vergleich zu Privatpersonen oder Unternehmen die Nutzung durch gesetzliche Rahmenbedingungen eingeschränkt. Exemplarisch für den Microbloggingdienst Twitterwerden hier Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt.
Rechtliche Grundlagen
Die Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem werden bestimmt durch das Heilmittelwerbegesetz, das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb und die Musterberufsordnung der Ärzte. Sie geben vor dass die Werbung im Gesundheitswesen sachbezogen, berufsorientiert und nicht anpreisend, irreführend oder vergleichend sein darf. Dem gegenüber steht laut § 76 SGB V das Patientenrecht auf freie Arzt und Behandlungswahl, so dass sich ein Patient ausführlich über Behandlungen und Spektrum der jeweiligen Partner im Gesundheitswesen informieren können muss. So ist es in diesem Rahmen letztendlich erlaubt über Neuigkeiten, Behandlungsspektrum (mit wenigen Ausnahmen wie Bewerbung von nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtigen Krankheiten, bösartigen Neubildungen, Suchterkrankungen oder krankhaften Komplikationen während der Schwangerschaft) organisatorischen Abläufen (Sprechzeiten, Adresse etc) zu informieren. Dabei wird anders als früher keine Einschränkung des Mediums der Informationsveröffentlichung vorgenommen. Ebenso darf nunmehr auch unabhängig von besonderen Anlässen kommuniziert werden. Bei allen Anwendungen ist immer die Datenschutzverordnung zu beachten. Wird ein Service wie Erinnerung an Vorsorgeuntersuchungen/Termine angeboten, muss jeweils ein schriftliches Einverständnis des Patienten vorliegen, dann sind sogar auch Newsletter erlaubt.
Der Microbloggingdienst Twitter steht für schnelle digitale Kommunikation, Informationsverbreitung und social networking. Unternehmen nutzen Twitter um Kunden zu gewinnen, die Kundenbindungen zu erhöhen, zum Netzwerkaufbau, zur Informationsweitergabe (intern und extern) oder um den Service zu verbessern. Im Gesundheitswesen können je nach Unternehmensgruppe verschiedene Möglichkeiten von Twitter genutzt werden.
Krankenhaus
Vorrangige Nutzung von Twitter im Krankenhaus ist die positive Außendarstellung durch Informationsweitergabe, Ankündigung von Events (z.B. Tag der offenen Tür), Personaländerungen, Veränderungen des Leistungsspektrums. Die interne Kommunikation durch Direct Massage oder Protected Tweets ist möglich aber häufig durch andere bereits vorhandene hausinterne Informationswege gewährleistet (meist E-Mail System). Der Vorteil von Twitter als schnelles fast Echtzeitinformationssystem wird durch die fehlende WLAN Verfügbarkeit in speziellen medizinischen Bereichen (OP, Radiologie) erschwert. Auch können Mitarbeiter im Krankenhaus, im Gegensatz zu anderen Unternehmen nicht kontinuierlich auf ihr Social Media Medium (Handy/Tablet etc) zugreifen
Krankenkassen
Den Krankenkassen bietet Twitter schon etwas mehr Nutzungsmöglichkeiten. Hier kann zusätzlich zur Informationsverbreitung und Außendarstellung ebenso ein gewisser Anteil an Service abgewickelt werden. Es versteht sich jedoch von selbst, dass ein öffentlich genutzter Service Account nur organisatorische Probleme ohne Krankheitsbezug oder privaten Daten lösen kann. Ein Beispiel wäre ein gut betreuter Account für Lob und Kritik.
Arztpraxen
Wie oben erwähnt schränken die gesetzlichen Grundlagen die Werbung für Arztpraxen deutlich ein, verbieten aber nicht alles. So kann ein Twitter - Account über aktuelle News, Erweiterung des Behandlungsspektrums, Urlaub, Vertretung etc. informieren, dabei handelt es sich in erster Linie um eine einseitige Kommunikation also vorrangig die Nutzung von Twitter als News Media.
Quellen
Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb
Links
Ärztliche Werbung im Wandel Ärzteblatt
Literatur
Studienheft SOMM03 SGD Blogs und Twitter - eine Einführung ins (Mirco-) Bloggen