Twitkrit: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Blog Twitkrit <sup>1</sup> wurde im April 2008 von dem Blogger André Krüger (@bosch) und dem Kulturwissenschaftler Michael Seemann (@mspro) erschaffen<sup>2</sup>. Die Gründer selbst sowie Gastautoren rezensierten an jedem Wochentag einen oder mehrere Tweets im Rahmen einer „Tweetkritik“, am Wochenende wurde der Account eines ausgewählten Twitterers ausführlicher vorgestellt. Die Macher verstanden Tweets, die damals noch aus 140 Zeichen bestanden, als Nano-Prosa, vergleichbar einem Haiku<sup>3</sup>, Epigramm<sup>4</sup> oder Aphorismus<sup>5</sup>, laut Michael Seemann "so dicht und so intensiv, dass es zu kleinen poetischen Einheiten wird: Unter dem Druck der 140 Zeichen zu Diamanten gepresste Alltagskohle"<sup>6</sup>. Im Jahr 2010 wurde durch Twitkrit in einer öffentlichen Abstimmung ein “Tweet des Jahres" gekürt: Sieger war @haekelschwein mit dem Beitrag „Fürs Internet sollte das Baumhaus-Prinzip gelten: Wer zu alt ist, um ohne Hilfe reinzukommen, soll uns darin auch keine Vorschriften machen.“<sup>7</sup> | Der Blog Twitkrit<sup>1</sup> wurde im April 2008 von dem Blogger André Krüger (@bosch) und dem Kulturwissenschaftler Michael Seemann (@mspro) erschaffen<sup>2</sup>. Die Gründer selbst sowie Gastautoren rezensierten an jedem Wochentag einen oder mehrere Tweets im Rahmen einer „Tweetkritik“, am Wochenende wurde der Account eines ausgewählten Twitterers ausführlicher vorgestellt. Die Macher verstanden Tweets, die damals noch aus 140 Zeichen bestanden, als Nano-Prosa, vergleichbar einem Haiku<sup>3</sup>, Epigramm<sup>4</sup> oder Aphorismus<sup>5</sup>, laut Michael Seemann "so dicht und so intensiv, dass es zu kleinen poetischen Einheiten wird: Unter dem Druck der 140 Zeichen zu Diamanten gepresste Alltagskohle"<sup>6</sup>. Im Jahr 2010 wurde durch Twitkrit in einer öffentlichen Abstimmung ein “Tweet des Jahres" gekürt: Sieger war @haekelschwein mit dem Beitrag „Fürs Internet sollte das Baumhaus-Prinzip gelten: Wer zu alt ist, um ohne Hilfe reinzukommen, soll uns darin auch keine Vorschriften machen.“<sup>7</sup> | ||
In Zusammenarbeit mit Autor und Blogger Sascha Lobo<sup>8</sup> (@saschalobo) verließ das Projekt bereits im Juli 2008 den digitalen Raum, das Format der „Twitterlesung“ vor Publikum samt Livestream entstand<sup>9</sup>. Der Erfolg der „analogen“ Präsentation von Twitter-Beiträgen führte schließlich im Jahr 2010 zur Publikation des Buchs „twitter – Das Leben in 140 Zeichen“<sup>10</sup>, ein Unternehmen, dessen eigentliche Absurdität von Sascha Lobo wie folgt kommentiert wurde: „Ein Buch über Twitter im Regal zu haben ist wie ein Foto vom Wagenheber in den Kofferraum zu legen.“<sup>11</sup> Das Projekt endete im Jahr 2013. Die letzte Twitterlesung fand im September 2012 statt, die letzte Rezension auf twitkrit.de erschien im März 2013<sup>12</sup>, der letzte Post auf dem Twitter-Account wurde im August 2013 verfasst<sup>13</sup>. | In Zusammenarbeit mit Autor und Blogger Sascha Lobo<sup>8</sup> (@saschalobo) verließ das Projekt bereits im Juli 2008 den digitalen Raum, das Format der „Twitterlesung“ vor Publikum samt Livestream entstand<sup>9</sup>. Der Erfolg der „analogen“ Präsentation von Twitter-Beiträgen führte schließlich im Jahr 2010 zur Publikation des Buchs „twitter – Das Leben in 140 Zeichen“<sup>10</sup>, ein Unternehmen, dessen eigentliche Absurdität von Sascha Lobo wie folgt kommentiert wurde: „Ein Buch über Twitter im Regal zu haben ist wie ein Foto vom Wagenheber in den Kofferraum zu legen.“<sup>11</sup> Das Projekt endete im Jahr 2013. Die letzte Twitterlesung fand im September 2012 statt, die letzte Rezension auf twitkrit.de erschien im März 2013<sup>12</sup>, der letzte Post auf dem Twitter-Account wurde im August 2013 verfasst<sup>13</sup>. |
Aktuelle Version vom 22. Juli 2024, 09:47 Uhr
Definition
Twitkrit war eine Plattform für „Twitteraturkritik“. Die Idee hinter Twitkrit war es, Tweets aus einer literaturtheoretischen Perspektive zu betrachten.
Geschichte
Der Blog Twitkrit1 wurde im April 2008 von dem Blogger André Krüger (@bosch) und dem Kulturwissenschaftler Michael Seemann (@mspro) erschaffen2. Die Gründer selbst sowie Gastautoren rezensierten an jedem Wochentag einen oder mehrere Tweets im Rahmen einer „Tweetkritik“, am Wochenende wurde der Account eines ausgewählten Twitterers ausführlicher vorgestellt. Die Macher verstanden Tweets, die damals noch aus 140 Zeichen bestanden, als Nano-Prosa, vergleichbar einem Haiku3, Epigramm4 oder Aphorismus5, laut Michael Seemann "so dicht und so intensiv, dass es zu kleinen poetischen Einheiten wird: Unter dem Druck der 140 Zeichen zu Diamanten gepresste Alltagskohle"6. Im Jahr 2010 wurde durch Twitkrit in einer öffentlichen Abstimmung ein “Tweet des Jahres" gekürt: Sieger war @haekelschwein mit dem Beitrag „Fürs Internet sollte das Baumhaus-Prinzip gelten: Wer zu alt ist, um ohne Hilfe reinzukommen, soll uns darin auch keine Vorschriften machen.“7
In Zusammenarbeit mit Autor und Blogger Sascha Lobo8 (@saschalobo) verließ das Projekt bereits im Juli 2008 den digitalen Raum, das Format der „Twitterlesung“ vor Publikum samt Livestream entstand9. Der Erfolg der „analogen“ Präsentation von Twitter-Beiträgen führte schließlich im Jahr 2010 zur Publikation des Buchs „twitter – Das Leben in 140 Zeichen“10, ein Unternehmen, dessen eigentliche Absurdität von Sascha Lobo wie folgt kommentiert wurde: „Ein Buch über Twitter im Regal zu haben ist wie ein Foto vom Wagenheber in den Kofferraum zu legen.“11 Das Projekt endete im Jahr 2013. Die letzte Twitterlesung fand im September 2012 statt, die letzte Rezension auf twitkrit.de erschien im März 201312, der letzte Post auf dem Twitter-Account wurde im August 2013 verfasst13.
Ab 2013 konnten Fotos direkt im Twitter-Feed angezeigt werden (ohne den Umweg über Twitpic) und im Jahr 2017 wurde die Zahl der Zeichen für Twitter-Posts auf 280 verdoppelt14. Das Projekt Twitkrit, das sich in erster Linie mit komprimierter Wortkunst, die in der Anfangsphase von Twitter in Deutschland neben aktuellen Nachrichten eine wichtige Rolle spielte und viel zum Unterhaltungsfaktor des Micro-Blogging-Dienstes beitrug, hatte sich spätestens zu diesem Zeitpunkt überlebt, da sich Art und Inhalt der Tweets in Folge der technischen Anpassungen deutlich veränderten.
Einzelnachweise
- https://web.archive.org/web/20120117135247/http://www.twitkrit.de/
- https://mymspro.blogspot.com/2008/04/twitkrit.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Haiku
- https://de.wikipedia.org/wiki/Epigramm
- https://de.wikipedia.org/wiki/Aphorismus
- https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/twitter-lob-kleines-fenster-zur-grossen-welt-1.1784167
- https://www.reddit.com/r/de/comments/eqwzw/siegerehrung_tweet_des_jahres_2010/?rdt=54920
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sascha_Lobo
- https://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/literatur-in-140-zeichen-3728047.html
- https://taz.de/Buch-ueber-Twitter/!5134238/
- https://x.com/saschalobo/status/3729828968
- https://web.archive.org/web/20131112085846/http://twitkrit.de/
- https://x.com/twitkrit
- https://www.faz.net/pro/d-economy/ab-jetzt-gilt-die-280-zeichen-grenze-bei-twitter-15282075.html
Weiterführende Links
- https://x.com/bosch/
- https://boschblog.de/
- https://blog.zeit.de/zeitmagazin/category/allgemein/page/22/
- https://x.com/mspro_en
- https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Seemann
- https://www.netzpiloten.de/interview-twitkrit-die-twitteraturkritiker/
- https://www.dw.com/de/int-twitkrit/audio-4121186
- https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article123331985/Twitter-als-Literatur-total-genial-oder-nur-banal.html
- https://www.tagesspiegel.de/kultur/sternzeichen-plaudertasche-7068223.html
- https://web.archive.org/web/20100211133414/twitterlesung.de/
- https://books.google.de/books?id=D-s5luz-zh0C&pg=PA5&lpg=PA5&dq=twitkrit&source=bl&ots=INn26SsesO&sig=ACfU3U3h-dFslXQ2e_zlqvRVtb_2A7-YFg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwikuYv0-quHAxWfg_0HHQ4_Bbg4eBDoAXoECCMQAw#v=onepage&q=twitkrit&f=false